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Projekt A1 – 1. Förderphase

Untersuchung geschlechtsspezifischer Prädiktoren des kurz- und langfristigen Erfolgs von Rehabilitationsmaßnahmen bei Patienten mit Herzinfarkt

  • Projektbereich
    • Projektbereich A - Diagnostik- und Prädiktorstudien
  • Personen und Institutionen
    • PD Dr. Ursula Härtel MPH Humanwissenschaftliches Zentrum, LMU München, Goethestr. 31, 80336 München
    • Dr. med. Jürgen Gehring Klinik Höhenried der LVA Oberbayern, 82347 Bernried
    • Prof. Dr. med. Gernot Klein Klinik Höhenried der LVA Oberbayern, 82347 Bernried
    • Dipl. Psych. R. Weber Klinik Höhenried der LVA Oberbayern, 82347 Bernried
  • Laufzeit
    • 1.10.1998 bis 31.3.2002 (3,5 Jahre)
  • Förderung
    • Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)
  • Kontakt

Hintergrund

Trotz des zunehmenden Interesses am Thema Frauen und koronare Herzerkrankung beruht der größte Teil unserer Erkenntnisse noch immer auf Ergebnissen von Studien an Männern, die in der Regel auf die weibliche Bevölkerung übertragen werden. Dies betrifft insbesondere die Ursachenforschung, aber auch klinische Studien zur Therapie und Rehabilitation. Nach wie vor ist ungeklärt, ob die verschiedenen therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen nach erlittenem Herzinfarkt bei Männern und Frauen in gleicher Weise wirken. Besondere Erkenntnisdefizite existieren im Hinblick auf die kombinierten Einflüsse von biomedizinischen Faktoren (Komorbidität), therapeutischen und psychosozialen Faktoren auf kurzfristige und langfristige Veränderungen in der subjektiven und objektiven Gesundheit nach erlittenem Infarkt.

Ziel und Fragestellungen

Hauptziel der Studie ist die Untersuchung von geschlechtspezifischen Einflüssen auf den Erfolg von Rehabilitationsmaßnahmen bei Patienten mit Herzinfarkt (Erstinfarkt). Die wichtigsten Zielvariablen (outcomes) sind: Reinfarktrisiko, Rückkehr in den Beruf, Reintegration in das Alltagsleben, subjektive und objektive Gesundheit und Veränderungen in den klassischen koronaren Risikofaktoren und dem Gesundheitsverhalten. Die Studie soll dazu beitragen, bessere Erkenntnisse über geschlechtsspezifisch unterschiedlich wirkende physische, medizinische, (psycho)soziale und verhaltensbedingte Faktoren zu gewinnen, welche möglicherweise für Männer und Frauen unterschiedliche Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich machen.

Studiendesign

Prospektive Follow-up-Studie (3,5 Jahre) von Männern und Frauen mit Erstinfarkt oder angiographisch gesichertem akuten koronaren Ereignis: ca. 250 Frauen und 350 Männer mit gleicher Altersverteilung, die aus der Klinik Höhenried, Klinik der Klinik Bad Wörishofen und der Klinik Lauterbacher Mühle rekrutiert werden.

Untersuchungsmethoden: Standardisierte physische Messungen, standardisiertes Patienten-Interview und standardisierte Fragebögen zum Selbstausfüllen zur Erfassung des medizinisch-therapeutischen und psychosozialen Hintergrunds, der verhaltensbedingten Risikofaktoren und der subjektiven Gesundheit; telefonische Interviews im Follow-up (nach 1,5 Jahren).

Statistische Analysen: Anwendung deskriptiver und analytischer) Verfahren; Berechnung relativer Risiken (odds ratios, proportional hazard ratios) zur Schätzung des Einflusses geschlechtsspezifischer und geschlechtsunabhängiger Prädiktoren der definierten Zielvariablen (outcomes).

Ergebnisse (der ersten Projektphase)

Die ersten Ergebnisse der noch laufenden Studie zeigen, dass Frauen bereits zu Beginn der AHB statistisch signifikant häufiger unter chronischen Krankheiten und psychischen Störungen (wie Angst und Depression) leiden als Männer. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der subjektiven und objektiven Gesundheit waren allerdings bei den unter 60jährigen stärker ausgeprägt als bei den 60 bis 70jährigen. In den multivariaten Analysen erwies sich bisher bei Männern und Frauen die Anzahl chronischer Krankheiten als stärkster Einflussfaktor auf die Prävalenz von Angst und Depressionen, bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Alter, Familienstand, höchstem Schulabschluss und Erwerbstätigkeit. Im Verlauf der stationären AHB nahmen für Männer und Frauen die Angst- und Depressionswerte signifikant ab. Frauen hatten jedoch auch am Ende der AHB noch signifikant höhere Angstwerte als Männer, während sich die Depressionswerte nicht mehr signifikant unterschieden.

Publikationen

  • Härtel U. Geschlechtsspezifische Aspekte in der Rehabilitation chronisch Kranker: das Beispiel koronare Herzkrankheit. In: Bengel J, Koch U (Hrsg), Grundlagen der Rehabilitationswissenschaften, Springer Verlag Berlin Heidelberg 2000: 215-238.
  • Härtel U, Gehring J, Meißner K, Klein G. Subjektive und objektive Gesundheit von Männern und Frauen in der Rehabilitation der koronaren Herzkrankheit. Vortrag wissenschaftliche Jahrestagung der DGSMP. Berlin 27.-30.September 2000. Abstract in „Das Gesundheitswesen“. 62. Jg. August/September 2000 A49-A124.

Literatur

  • Härtel U: Die unterschiedliche Sterblichkeit von Männern und Frauen, mit Beispielen aus der Bundesrepublik Deutschland. Soz Präventivmedizin 1988; 33: 135-140.
  • Härtel U: Geschlechtsspezifische Inanspruchnahme medizinischer Hilfe. Ergebnisse der Münchner Blutdruckstudie. Soz Präventivmedizin 1988; 33: 148-155.
  • Härtel U, Löwel H: Familienstand und Überleben nach Herzinfarkt, MMW 1991; 133: 464-468.
  • Löwel H, Lewis M, Härtel U, Hörmann A: Herzinfarkt-Patienten ein Jahr nach dem Ereignis. Ergebnisse des bevölkerungsbezogenen Augsburger Herzinfarktregisters, MMW 1994; 136: 29-34.
  • Härtel U. Frauen und Herz-Kreislauferkrankungen. Brauchen wir für Männer und Frauen unterschiedliche Präventionsstrategien ? In: Kaiser G., Siegrist J. Rosenfeld F, Wetzel-Vandai K. (Hrsg), Die Zukunft der Medizin. Neue Wege zur Gesundheit? Campus-Verlag, S. 112-127, 1996.
  • Härtel U: Geschlechtsspezifische Prädiktoren der Inanspruchnahme kardiologischer Rehabilitation aus epidemiologischer Sicht. Die Rehabilitation 1999, 38: S141-S148.